In der freien Natur Malen (Fachbegriff „en plein air“) oder Drinnen von Fotos abzeichnen ist wohl eine ewige Diskussion unter Künstlern. Beides hat Vor- aber auch Nachteile. Vor allem ist es wichtig, die Einschränkungen der Fotografie zu kennen und sich deren bewusst zu sein, um realistische Bilder malen zu können.
Was sind die Vorteile, wenn du von Fotos malst?
Fotos als Basis zum Zeichnen oder Malen zu verwenden hat schon so seinen Charme.
- Neugierige Blicke oder gar Kommentare von Passanten stellen gerade für Neulinge eine echte Herausforderung dar.
- Sich schnell verändernde Lichtverhältnisse (Sonnenuntergang) oder rasch bewegende Motive (quirlige Tiere etc) können ohne Hektik gemalt werden.
- Es erleichtert die Zeiteinteilung: Malen wenn es passt und man Zeit und Ruhe dazu hat.
Was sind die Schwächen der Fotografie?
Eine Fotokamera kann niemals die riesige Vielfalt an Farben und Schattierungen abbilden, die wir mit unseren Augen und Sinnen wahrnehmen. Viele Künstler empfehlen, zumindest so viel Zeit wie möglich draußen zu malen, um ein Gefühl für echte Lichtverhältnisse zu entwickeln. Der Schatten fällt zu jeder Tageszeit anders, in der Früh und am Abend sind es lange Schatten durch den schrägen Lichteinfall, um die Mittagszeit ist der Schatten kurz mit starken Kontrasten.
Bildbearbeitung
Einige Maler bearbeiten Fotos mit Photoshop oder ähnlichen Bildbearbeitungsprogrammen um die Schattenbereiche mehr der Realität anzupassen. Auf Fotos tendieren Schattenbereiche dazu, nahezu schwarz oder zumindest sehr dunkel auszusehen, die Sonnenlicht-Bereiche dafür viel zu hell. Die Ursache liegt darin, dass eine Kamera diese ganz hellen und die ganz dunklen Werte „abschneidet“. Sie kann nur die Werte im mittleren Bereich einfangen, weit weniger als wir mit unseren Augen sehen.
Tipp: In Bildbearbeitungsprogrammen gibt es die Möglichkeit, dunkle Bereiche aufzuhellen, ohne die hellen Bereich zu verändern. Unter „Schattierung/Highlights“ => „anpassen“ auswählen. Den Balken für Schattierung in eine hellere Einstellung schieben, Highlights unverändert lassen. Vorsicht, nicht zu stark eingreifen, sonst gehen die Kontraste verloren.
Lichtverhältnisse und Farbtöne
Vielleicht hast du auch schon öfters nach einem Ausflug bemerkt, dass die faszinierende Landschaft auf dem Foto nicht ganz so beeindruckend aussieht. Das liegt daran, dass die Farben, die wir mit unseren Augen sehen, vielfältiger und vor allem leuchtender sind. Vor allem wenn du die „Automatik“-Einstellung verwendest, geht die Kamera von sonnigen Lichtverhältnissen aus, auch wenn dem nicht so ist. Dadurch verändern sich die Farbtöne. Mit einer „Pro“-Einstellung lassen sich oft realistischere Farbtöne abbilden. Natürlich werden die Kameras laufend besser und einige der genannten Einschränkungen reduzieren sich.
Die Hibiskus Blüte sah in Wirklichkeit intensiv lila-violett aus, absolut fesselnd. Auf dem Foto bekam sie eine blass-rosa Einfärbung verpasst und hat viel von ihrer Leuchtkraft verloren 🙁
Fazit
Einige Künstler fertigen zuerst Skizzen vor Ort an und knipsen zusätzlich Fotos in verschiedenen Einstellungen, sozusagen als Backup. Eine Kombination aus „plein air“ und Verwendung von Fotos ist wohl die praktikabelste Variante. Und wie immer gilt: Macht was euch Spaß macht 😉