Kreative Auszeit leichtgemacht
komplette Figur

Figuren zeichnen, Erster Schritt – Körperteile in Proportion

Im Alter von etwa 7 bis 9 Jahren wollen Kinder ihre Zeichnungen möglichst realistisch erscheinen lassen. Es ist aber noch jene Phase, in der das zeichnerische Vermögen der visuellen Wahrnehmung hinterherhinkt. Anders formuliert: Es kann eine sehr frustrierende Zeit sein. Im Alter von durchschnittlich 10 bis 11 Jahren hören die meisten von uns mit dem Zeichnen auf oder wagen uns zumindest nicht mehr an komplexere Figuren heran.

Zeichnen ist als Hobby wieder „in“ und gerade jetzt in Zeiten der Lockdowns ein guter Zeitvertreib. Und ja, wir schließen auch nach vielen Jahren wieder nahtlos an die Zeichnungen als 11-jährige an 😉 Was wir jetzt jedoch merken ist, dass wir mit den richtigen Anleitungen und Tipps in sehr kurzer Zeit enorme Fortschritte erzielen! Jeder von uns, ausnahmslos! Es macht Spaß, das Selbstvertrauen steigt und es bereichert unser Leben.

Auf die Proportionen kommt es an

Menschen ziehen automatisch den Blick auf sich und beleben Bilder. Die Herausforderung besteht jedoch darin, Personen ausreichend realistisch darstellen zu können. Auch die beste Zeichnung wird durch ungelenk gemalte Menschen sofort ruiniert. Die gute Nachricht: es kommt nicht auf Details an, die Proportionen müssen stimmig sein.

Zum Erlernen der richtigen Proportionen zerlegen wir den menschlichen Körper in möglichst einfache dreidimensionale Formen. Großteils können wir die Form eines Zylinders verwenden und uns damit schon mal etwas spielen.

Figur aus Zylindern
Figur aus Zylindern

Einige Größenverhältnisse als Anhaltspunkte

  • Die Beine sind länger als die Arme.
  • Die Beugung (Knie und Ellbogen) ist jeweils genau bei der Hälfte.
  • Die Hände reichen bis zur Hälfte der Oberschenkel.
  • Die Breite der ausgestreckten Arme entspricht in etwa der Länge des Körpers.
  • Die Hüfte liegt genau in der Mitte, d.h. sie teilt den Ober- und Unterkörper in der Hälfte.
  • Der Kopf umfasst etwa 1/7 bis 1/8 der gesamten Körperlänge. Bei Kindern etwas weniger.

Wir runden im Folgenden die groben Zylinder aus Bild 1 ab und passen sie mehr der menschlichen Form an. Denkt dabei unbedingt von Anfang an dreidimensional und zeichnet die Linien ein. Beginnt entweder beim Kopf oder dem Oberkörper und setzt alle anderen Körperteile dazu in Relation. Spielt euch mit verschiedenen Größen, also macht mal kleine und dann wieder große Zeichnungen.

Oberkörper und Becken

Der Oberkörper beträgt rund zwei Drittel, das Becken ein Drittel des Torsos.

Den Bereich zwischen den einzelnen Formen könnt ihr ruhig offen lassen. Das ist vor allem später – bei drehenden Bewegungen – sogar hilfreich. In der fertigen Zeichnung werden die Zylinder schließlich harmonisch miteinander verbunden.

Die Füße zeichnet ihr im Moment am besten nur als Trapeze ein. Auf diese werde ich in einem meiner nächsten Beiträge im Detail eingehen.

Beine
Beine

Auch die Hände werden wir im Moment nur im Größenverhältnis als Art „Handschuhe“ einzeichnen. Wie oben beschrieben, reichen die Hände etwa bis zur Hälfte der Oberschenkel.

Arme
Arme

Komplette Figur mit Markierungen

Als Anhaltspunkte habe ich in der kompletten Figur die Viertel-Markierungen eingetragen. Die Hüfte bildet die Mitte und das Kniegelenk teilt wiederum die untere Hälfte auf. Der senkrechte und waagrechte Strich am Kopf zeigt die Blickrichtung an und dient als Orientierung für später. Bei der waagrechten Linie liegen die Augen, ein Viertel darunter die Nase. Wiederum bei der Hälfte zwischen Nase und unterem Gesichtsrand würde der Mund liegen.

komplette Figur
komplette Figur

So, jetzt geht es ans Üben. Versucht immer wieder mal zwischendurch diese Figur richtig proportioniert zu zeichnen. Ein paar Minuten reichen jeweils aus und ihr werdet sehen, dass es laufend leichter und flüssiger wird. In meinen nächsten Beiträgen gehe ich auf perspektivische Verkürzungen („foreshortening“) sowie das Zeichnen von Händen, Füßen und natürlich das Gesicht ein. Es gibt also noch viel zu tun 😉

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