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Laterne

Wie kannst Du warme und kalte Farben effektiv einsetzen?

Farben haben eine starke Wirkung auf uns und erzeugen Stimmungen. Durch das Verständnis und vor allem die bewusste Verwendung von warmen und kalten Farben werden deine Bilder ausdrucksstärker, gleichzeitig aber auch authentischer. Gleich vorweg: nicht jedes Rot ist warm, nicht jedes Blau ist kalt, usw. Grund dafür ist die Farbtemperatur, auf die ich im Folgenden eingehen möchte.

Die Einteilung der Farben

Farbeinteilung in warm und kalt

Wie ihr in der Abbildung sehen könnt, hat ein bläuliches Rot eine kalte Farbtemperatur ein gelbes Rot wirkt hingegen warm. Die Neigung einer Farbe zu einer anderen Primär- oder Sekundärfarbe wird auch als „Tendenz“ bezeichnet. Als Resultat kann beispielsweise sogar die als warm geltende Farbe Gelb kalt wirken, wenn sie eine Tendenz zu Grün hat.

Auswirkung auf das Mischen von Farben

Die Farbtemperatur spielt eine wichtige Rolle. Für saubere Farben müssen Farben gleicher Farbtemperatur gemischt werden, denn dann „fehlt“ die Komplementärfarbe, die zu einer Verschmutzung der Farben führen würde. Beispiel: Ein reines helles Orange entsteht durch Mischung von: Gelb mit Tendenz Rot + Rot mit Tendenz Gelb. Das Hinzufügen einer kalten Farbe bedeutet, dass die dritte Primärfarbe eingemischt wird und die Farbe wird dumpfer bzw. „verschmutzt“. Dies kann natürlich auch gewollt sein, sollte aber zumindest absichtlich erfolgen 😉 Mehr dazu findet ihr in meinem Artikel: Tipps zum Farben mischen

Im Artikel Tipps zum Farben mischen habe ich bereits geschrieben, warum es viel besser ist, Farben zu mischen, statt fertige Farben aus der Tube zu nehmen.

Tipp zum Mischen von warmen und kaltem Schwarz

Ein sehr interessantes Schwarz entsteht durch die Mischung der Farben „French Ultramarine Blue“ und „Burnt Sienna“. Die Farbe ist aber nicht nur interessant sondern du kannst sie durch das Ändern des Mischungsverhältnisses in warm und kalt herstellen. Ein warmes Schwarz resultiert durch „mehr Burnt Sienna“, ein kaltes Schwarz durch „mehr French Ultramarine Blue“ im Mischungsverhältnis. Wenn du Aquarellfarben benutzt, kannst du mit dieser Basis durch Zugabe von Wasser sehr einfach ein warmes oder kaltes Grau erzeugen.

Warum bezeichne ich dieses Schwarz als interessant? Die Farbmischung erzeugt einen granulierenden Effekt, das heißt Licht wird unterschiedlich eingefangen. Dadurch wirkt die Farbe variabler und ansprechender, weil die einzelnen Farbpigmente an unterschiedlichen Stellen regelrecht durchschimmern. Du kannst diesen Effekt bewusst nutzen und beispielsweise optisch rauere Oberflächen darstellen.

Warme oder kalte Schatten?

Schatten ist nicht gleich Schatten. Damit wir Bilder als realistisch empfinden, muss die Farbtemperatur des Schattens passen. Der Schatten verfügt immer über die entgegengesetzte Farbtemperatur der primären Lichtquelle. Ist die primäre Lichtquelle zum Beispiel ein warmes Abendrot, dann erscheinen die Schattenbereiche in kalten Farben. In kaltem Weißlicht wirkt der Schattenbereich hingegen warm. Also kurz gesagt: warmes Licht erzeugt kalte Schatten, kaltes Licht erzeugt warme Schatten. Das reflektierende Licht hat übrigens die gleiche Farbtemperatur wie der Schatten.

Einfluss der Farbtemperatur auf die räumliche Wahrnehmung

Beim Betrachten einer Landschaft bemerkt man, dass sich die wahrgenommenen Farben mit zunehmender Entfernung verändern. Warme Farben haben langwellige Strahlen und diese werden mit wachsender Distanz zerstreut (z.B. durch hohe Luftfeuchtigkeit oder Luftverunreinigung) und wir nehmen sie nicht mehr wahr. Hingegen bestehen kalte Farben aus kurzwelligen Strahlen, die auch über lange Entfernungen hinweg auf unsere Netzhaut treffen. Das hat zur Konsequenz, dass Farben in der Ferne „verblauen“, an Intensität und Leuchtkraft verlieren und immer heller werden.

Für das Malen von realistischen Bildern kannst du diesen Effekt somit gut nutzen. Du erzielst auf einem zweidimensionalen Bild eine räumliche Wirkung, indem du warme Farben im Vordergrund und kühle Farben im Hintergrund verwendest. Objekte werden übrigens mit zunehmender Distanz auch undeutlicher, heller und kontrastärmer, wodurch sich die Wahrnehmung einer dritten Dimension (Tiefe) noch verstärkt.

Was sind neutrale Farben?

Sogenannte neutrale Farben gibt es eigentlich gar nicht. Wer nach einer Definition sucht, findet des Öfteren den Hinweis, dass neutrale Farben nicht am Farbenkreis enthalten sind. Tatsächlich entstehen sie durch das Mischen von Rot, Blau und Gelbtönen. Entweder handelt es sich um Kombinationen von Schwarz und Weiß, oder um verschiedenste Brauntöne. Sie besitzen zwar wenig Leuchtkraft sind aber trotzdem keineswegs langweilig. Vor allem erzeugen sie ihre ganz eigene Wirkung: Ruhe, Wohlbefinden und Sicherheit. Neutrale Farben eignen sich hervorragend zum Kombinieren, vor allem auch mit diversen kräftigen Akzentfarben.

Noch einige Tipps zum Schluss

Setze das volle Spektrum ein: kombiniere kalte, warme und neutrale Farben, dadurch werden Bilder interessanter. Kaltes wird durch Warmes belebt und umgekehrt!

Vor allem bei monochromen Bildern (in einer Farbe gemalt) ist es wichtig, Tonwerte und Farbtemperaturen zu variieren, da andernfalls ein langweiliger Eindruck entsteht. D.h. auch wenn du beispielsweise nur mit blauer Farbe malst, verwende kalte und warme Blautöne in unterschiedlichen Tonwerten. Auf die Wesentlichkeit der Tonwerte gehe ich in meinen Beiträgen Farbtonwerte sind das Wesentliche für unsere Wahrnehmung – Teil 1 und Farbtonwerte und unsere Wahrnehmung – Teil 2 näher ein. Ein kleiner Hauch der komplementären Farbe bringt Leben ins Spiel 😉

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