Licht und Schatten richtig zu zeichnen ist für unsere Wahrnehmung wichtiger, als die Farben, die verwendet werden. Viele Künstler wählen in ihren Bildern komplett andere Farben, als sie in der Realität vorkommen. Das ist für uns in der Betrachtung vielleicht überraschend, aber wir erkennen trotzdem problemlos, um welchen Gegenstand oder welche Person es sich handelt. Voraussetzung dafür ist, dass die zu Grunde liegenden Tonwerte komplett stimmig sind.
Am Beispiel von Claude Monet, „Das rote Haus“, 1908, dargestellt:
Die Farben dienen der Vermittlung der Stimmung. Die Struktur des Gemäldes wird jedoch von den Tonwerten bestimmt. Wie auf dem Schwarz-Weiß-Foto zu sehen ist, stimmen die Tonwerte perfekt mit der Realität überein.
Erst durch Licht und Schatten bekommt ein Bild Tiefe und wirkt dreidimensional. Erst durch die richtigen Tonwerte wird es realistisch und authentisch. Technisch spricht man oft von „Schattierungen“, doch eigentlich ist es die „Logik des Lichts“. Licht, das auf eine Form fällt, erzeugt Licht und Schatten in einer logischen Art und Weise. Schatten ist dort, wo das Licht blockiert wird. Wir nehmen das mit unserer rechten, visuellen Gehirnhälfte unbewusst wahr und benötigen es für unser räumliches Sehen. Aus einem roten Kreis wird ein Kegel:
Arten von Schatten
Es gibt verschiedene Arten von Schatten bzw. Lichtpunkten:
- Highlight
- Körperschatten (auch Eigenschatten) = „crest shadow“
- Schlagschatten = „cast shadow“
- Reflektiertes Licht = „reflected light“
Highlight: ist der hellste Punkt des Objekts. Es ist der Punkt, auf den das direkte Licht trifft.
Körperschatten: ist der Schatten, den ein Körper auf der eigenen Oberfläche entstehen lässt. Er beschreibt die dreidimensionale Form des Körpers am besten.
Schlagschatten: ist der Schatten, den ein Körper auf den Boden wirft. Auch er gibt Aufschluss über die Form des Motivs, jedoch indirekter als der Körperschatten. Schlagschatten verdeutlichen am besten, woher das Licht kommt und in welchem Winkel es einfällt, für perspektivisches Zeichnen.
Reflektiertes Licht: wird auch als indirektes Licht bezeichnet. Es handelt sich dabei um Licht, das von einer anderen Oberfläche zurückgestrahlt wird. Am besten sieht man es neben den Schattenbereichen, durch ein wunderschönes Schimmern. Dieses Schimmern hebt die Form von der umgebenden Dunkelheit ab. Es sagt dem Betrachter, dass der Gegenstand nicht mit dem Schatten endet, sondern sich noch weiter nach hinten wölbt. Es fügt die dritte Dimension hinzu. Künstler nutzen es oft, um dunkle Bereiche zu beleben und interessant zu machen. Es ermöglicht fantastische Kompositionen:
Tipps
Wichtig zu beachten: der Körperschatten ist immer heller als der Schlagschatten! Bei mehreren Lichtquellen verschwinden einige Schatten oder werden heller. Dort wo sich Schatten treffen, ist der dunkelste Platz. Darüber hinaus ist auch noch die Helligkeit des Hintergrunds zu beachten. Richtiges Schattieren erfordert viel Beobachtung und Übung.
Es ist auch bei guter Beobachtung oft schwierig zu beurteilen, wie dunkel ein Schatten ist. Hier schließt sich der Kreis wieder mit dem Tonwert. Bei Schwarz-Weiß-Fotos sind die Tonwerte relativ gut zu erkennen. Bei farbigen Motiven fällt uns die Bestimmung viel schwerer. In der Praxis gibt es zwei Möglichkeiten: die technische: fotografieren und auf schwarz-weiß umstellen, oder die künstlerische: ein Auge zukneifen – auch dann treten die unterschiedlichen Tonwerte besser hervor 😉
In Teil 2 werde ich näher auf die Bestimmung der Tonwerte und die visuelle Wahrnehmung eingehen. Ich hoffe, euch hat der Beitrag gefallen und ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen!
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